Leben und Kultur«Wir dürfen uns wieder die Maske der Fröhlichkeit überziehen»

«Wir dürfen uns wieder die Maske der Fröhlichkeit überziehen»

ARBON – Die Arboner Narren sind los: Der 11.11. ist das Startdatum für die fünfte Jahreszeit. Die Fastnachtshochburg Arbon ist gerüstet, wie Hofnarr André Mägert von der Fasnachtsgesellschaft Lällenkönig im Gespräch mit fokus oberthurgau sagt.

Herr Mägert, heute am 11.11. ist Fasnachtseröffnung. Freuen Sie sich auch auf die fünfte Jahreszeit?

Gerade für uns «Fasnächtler» in Arbon ist es ein sehr wichtiges Datum. Die Fasnacht Arbon gehört zu den Hotspots der Ostschweiz und strahlt mit dem internationalen Fasnachtsumzug weit über die Region hinaus. In den letzten zwei Jahren hatten wir fast eine stillstand ähnliche Pause gehabt, obwohl wir in der letzten Saison unser 50-jähriges Bestehen der Fasnachtsgesellschaft feiern konnten, erlaubt uns die Corona-Welle nur ein kleines Alternativprogramm. Um so mehr freuen wir uns jetzt auf die startende Fastnachtszeit.

Dann rechnet man als Hochburg damit, dass diese Fasnacht wieder «normal – also wie vor Corona» stattfinden kann?

Bekannterweise hat uns Corona 2020 / 2021 richtig gebeutelt. Stunden vor Fasnachtsbeginn musste auf Geheiss des BAG alles abgeblasen werden und das Geld dazu war schon ausgegeben worden. Dies hinterliess ein klaffendes Finanzloch in unserer Vereinskasse. Deshalb wünschen wir es uns sehr, dass wir 2023 unsere Fasnacht wieder in voller Grösse erleben dürfen. Das grösste Highlight ist und bleibt der internationale Fasnachtsumzug, der durch unser schönes Städtchen führt, tausende von Besuchern Teilnehmer erfreut und weit über die Ostschweiz hinaus an Bekanntheit geniesst. Es ist auch unsere grösste Einnahmequelle, damit finanzieren wir uns.

Die diesjährige Fasnacht ist gesichert?

Ja. Mit zahlreichen Kniffs und einem alternativen Programm mussten wir schauen, dass wir in der letzten Saison über die Runden kamen. Deshalb liegt die grosse Hoffnung auf den Februar 2023, dass wir eine erfolgreiche Fastnachtszeit erleben dürfen. Können solche Grossanlässe nicht durchgeführt werden, wird gleich die ganze Fasnacht per se in Frage gestellt. Grossanlässe bedeuten grosser finanzieller und personeller Aufwand. Hier in Arbon sind es dann auch zwei Vereine, die Fasnachtsgesellschaft Lällenkönig, der ich angehöre und die Guggenmusik «Arbor Felix Hüüler». Gemeinsam stehen wir für die Fasnacht Arbon.

«Je schwieriger die Zeiten sind, desto wichtiger ist die Fasnacht.»




André Mägert, Hofnarr der Fasnachtsgesellschaft Lällekönig Arbon

Wie wichtig ist Fasnacht in schwierigen politischen und wirtschaftlichen Zeiten?

Ich finde die Fasnacht ganz wichtig. Sie lenkt ab. Nicht umsonst wird sie die fünfte Jahreszeit genannt. Es sind drei Tage, in denen man ausgelassen feiern und sich die Maske des Schalks überziehen kann. Obwohl Fasnacht schon ein Widerspruch gegenüber Corona ist. Es treffen sich viele Leute – auch aus dem benachbarten Ausland – und dann ist das im Kontext einer Pandemie-Situation schon sehr ungünstig. Wir hoffen schon, dass uns die Fasnacht im Februar 2023 von pandemische, wirtschaftlichen und kriegerischen Einflüssen ablenken vermag. Ziel ist es, dass man es als Gesellschaft geniessen kann, es zusammen lustig und spassig hat. Je schwieriger die Zeiten sind, desto wichtiger ist die Fasnacht.

Ist dann in angespannten Zeiten Humor eine Gratwanderung?

Es ist so. Doch man sollte sich abgrenzen können. Als Fasnächtler fragt man sich schon, was man beeinflussen oder verändern kann. Niemand wünscht sich eine solche angespannte Zeit, wie die, in der wir uns gerade befinden. Doch ist es wichtig, diese Zeit bewusst geniessen zu aus sich herauskommen können.

«Die grosse Kunst meines Handwerks ist, niemanden zu beleidigen oder auszugrenzen und denn noch eine aktuelle Situation auf die Schippe nehmen zu können.»




André Mägert, Hofnarr der Fasnachtsgesellschaft Lällekönig Arbon

Wie schwierig ist es für Sie, einfach auf den Spass-Schalter zu drücken?

Selbstverständlich nicht. Auch nicht als Hofnarr, der dazu da ist, die Königin zu belustigen, ist es nicht einfach. In erster Linie bin ich Mensch und auch mich prägen die Einflüsse von aussen, die man mitnimmt – auch in so einer Funktion. Ich kann nicht auf meinen inneren Spassknopf drücken und einfach alles ausblenden. Wie für jeden Fasnächtler bieten dann aktuelle Ereignisse die Gelegenheit bedacht und klug die Situation auf die Schippe zu nehmen. Dabei ist es wichtig, sogfältig die Grundsätze einzuhalten, niemanden zu beleidigen oder auszugrenzen. Das ist die hohe Kunst.

Sind Sie als Hofnarr schon auf der Pirsch nach möglichen Entgleisungen?

Das ist man immer (lacht). Klassischerweise habe ich das Fasnachtshandwerk in Basel gelernt. Da ist es üblich, durch das ganze Jahr hindurch Themen zu sammeln, die sich dann für die Fasnachtszeit eigenen, um auf die Schippe genommen zu werden. Ich habe immer wachsame Ohren. Die Fasnacht ist ja wie ein kleiner Jahresrückblick aus einem humoristischen Blickwinkel heraus. In Arbon und Umgebung gehen einem die Themen nie aus.

fokus oberthurgau bedankt sich für das Gespräch und wünscht eine hoffentlich schöne und vollumfängliche fünfte Jahreszeit.

Heute Fasnachtseröffnung auf dem Badi-Parkplatz in Arbon
Weil es für die Organisatoren immer schwieriger wurde, das Einverständnis der Einwohner rund um den Fischmarktplatz einzuholen, findet die Eröffnung der fünften Jahreszeit nun auf dem Badi-Parkplatz statt. Um Punkt 19.19 Uhr geht es heute Abend los. Die Organisatoren der «Arbor Felix Hüüler» freuen sich auf regen Besuch. (dak)

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